Vorwort

Ein Blick in Veränderungen der kindlichen Lebenswelt verdeutlicht, warum Kinder heute so „anders“ sind als noch vor einigen Jahren und zeigt, welchen Beitrag Waldkindergärten/ -gruppen für die kindliche Entwicklung leisten können:

Früher fand das Spiel der Kinder im Freien statt. Sie trafen sich draußen auf der Straße, im Hof und auf unbebauten Grundstücken, im Wald oder auf Wiesen. Ungezwungen entwickelten sich die größten Abenteuer. Draußen spielen bedeutete Freiheit (denn die Erwachsenen sahen nicht alles). Diese Spiele fanden unabhängig von der Jahreszeit und dem Wetter statt. Es war den Kindern egal, ob es regnete oder kalt war. Anstelle improvisierter, natürlicher Spielmaterialien und Spielräume sind Fertigspielwaren und von Erwachsenen erdachte Spielplätze getreten. Immer öfter fehlen elementare, natürliche Lebensräume. Auch hier in Hüttenberg weichen unbebaute Flächen in den letzten Jahren immer mehr zurück. An ihre Stelle treten von Erwachsenen geplante Spielplätze und Einfamilienhäuser mit angelegten Gärten.

Die Veränderungen der Lebenswelt können u.a. zu veränderten Verhaltensweisen, veränderten sozialen Verhältnissen und „Reizüberflutung“ führen. Kinder haben immer weniger die Gelegenheit, Erfahrungen aus „erster Hand“ zu machen. Ihre Wahrnehmung wird häufig auf Hören und Sehen eingeschränkt, ganzheitliche Sinneserlebnisse sind selten, Bewegungsräume immer weniger geworden.

Lernen bedeutet jedoch, die Welt zu begreifen. Das gilt für Kinder wörtlich. Sie müssen anfassen um zu erfassen, und nach etwas greifen, um es begreifen zu können! Diese Form des Lernens ist untrennbar mit Bewegung verbunden: Bewegung ermöglicht Kindern das Entdecken und Erobern der Welt. Bewegung und die damit verbundenen Sinneserfahrungen sind elementar für die Ausbildung einer eigenständigen Persönlichkeit.

Der Wald, den wir hier in Hüttenberg quasi vor der Haustür haben, bietet zahlreiche, alternative Bewegungsanlässe. Kinder nehmen den Raum und das Material, das der Wald bietet, bei jedem Wetter gern und ausgiebig an.

Jedes Kind ist einzigartig, hat eine eigene Geschichte, ganz individuelle Vorlieben, Bedürfnisse und Erfahrungen. Es ist auf seinem Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit schon ein ganzes Stück vorangekommen. Wir wollen die Kinder ein Stück auf diesem Weg begleiten. Der Aufenthalt in der Natur bereitet den Kindern Spaß und Freude. Ihre Wünsche und Bedürfnisse finden Beachtung. Manchmal brauchen sie Anregung und Hilfestellung, Motivation oder Zuwendung. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg, die Geheimnisse, Schönheiten und Besonderheiten des Waldes zu entdecken. Respektvoll und behutsam beobachten wir Pflanzen und Tiere.

Der weitläufige Raum lädt ein zum Fröhlichsein und lauten Singen, zum Quatsch machen und Albern sein. Wenn wir die Natur mit Spaß und Freude kennen lernen, wird sie uns wertvoll und wichtig. Nur was uns wertvoll und wichtig ist, werden wir lieben und schützen. Sich Wohlfühlen und Spaß zu haben ist eine Grundvoraussetzung für Lernbereitschaft und Entwicklung.